Pressekonferenz 16.1.2024 – Gemeinsame Initiative von Land Steiermark, WKO, Raiffeisen.
Zur Erreichung der Klimaziele und der Belebung der Bauwirtschaft gilt es, die Bereiche Revitalisierung, Sanierung, Wohnraumerweiterung und innerstädtische Verdichtung stärker zu forcieren. Dabei ist Boden- und Ressourcenschonung das Gebot der Stunde. Großes Potenzial bieten hier die historischen Gebäude in der Steiermark. Diese gilt es, zu erschließen und unter Einsatz heimischer Handwerkskunst einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Bauen von morgen und das Gestalten unserer Lebensräume gehören neu gedacht, das geht bis hin zur Belebung der Ortskerne. Wie das in der Praxis aussehen und wie eine Ökologisierung des Bauens gelingen könnte, zeigt die Steiermark-Initiative
„Wir beleben unser Land“.
„Mit der Revitalisierung und Sanierung von historischen Gebäuden erhalten wir nicht nur einen Teil des reichen kulturellen Erbes in der Steiermark, sondern reduzieren gleichzeitig Boden- und Ressourcenverbrauch“, betont Landeshauptmann Christopher Drexler. „Genau hier setzen wir an und zeigen mit der Initiative ,Wir beleben unser Land‘ kreative und innovative Wege, wie architektonischen und kulturellen Schätzen neues Leben eingehaucht werden kann. Ich freue mich, dass wir mit steirischer Handwerkskunst einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz in unserem Land leisten können.“
Die ressortzuständige Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer ergänzt: „Der ländliche Raum muss weiterhin ein attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum der Zukunft sein. Wir müssen hier gemeinsam weiterhin Initiativen im Sinne der Baukultur, der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität setzen. Das Land Steiermark unterstützt mit vielen neuen Maßnahmen und Förderungen.“
Wenn es darum geht, regionale Strukturen zu stärken, macht sich auch Raiffeisen Steiermark stark. „Lebendige Regionen erkennt man an tatkräftigen Menschen, an intakten Orten und vielfältigen Bauwerken“, betont Raiffeisen-Landesbank-Generaldirektor Martin Schaller. „Die damit verbundenen Leistungen benötigen starke Partner, die das WIR als engagierter Teil der Wirtschaft und der Gesellschaft leben. Raiffeisen hat seinen Ursprung in der Region und bietet Kunden eine kompetente Beratung vor Ort mit Lösungen für ihre Anliegen.“
Private Investoren, die einerseits alte Bausubstanzen, historische Villen, herrschaftliche Anwesen oder stillgelegte Fabriken für die Nachwelt erhalten wollen, benötigen Professionisten. Generell gehe aktuell der Trend stärker als bisher in Richtung Erweiterung bestehenden Wohnraumes, konstatieren einhellig die Landesinnungsmeister der WKO, die ihre Expertise in puncto Sanierung, Revitalisierung und Wohnraumerweiterung einbringen.
Rudolf Leitner (Sprecher der planenden Baumeister): „In unseren oft mittelalterlichen Zentren sind alte Bausubstanzen vielfach ungehobene Schätze. Es gilt, diese Städte und Dörfer mit Leben zu erfüllen und die Bausubstanz wieder dem richtigen und vor allem einem sinnvollen Nutzen zuzuführen“.
Oskar Beer (Holzbau): „Holzbau ist ein enorm flexibler Baustoff. Gerade bei anstehenden Thematiken wie der Verdichtung lässt sich mit Holz schnell reagieren und bauen.“
Hannes Koudelka (Maler): „Soll weniger versiegelt werden, wird die Frage der Nachnutzung von alten Gebäuden wichtiger. Unsere Mitarbeiter haben hohe Erfahrungswerte und damit Expertise für Gebäudesubstanz und richtige Sanierung.“
Johann Reisenhofer (Bauhilfsgewerbe) „Es werden nach wie vor zu viele alte, erhaltungswürdige Häuser abgebrochen. Weil man seitens der Eigentümer das Potenzial nicht erkennt bzw. wertschätzt oder auch weil der vermeintliche Kostendruck das stärkere Argument ist.“
Helmut Schabauer (Dachdecker, Glaser und Spengler): „Gerade Dächer sind durch zunehmende Starkregenereignisse, Stürme aber auch Hitze, bereits heute mehr beansprucht. Entsprechend ist auch vorzugehen. Gleiches ebenso bei der Nachrüstung mit Photovoltaikanlagen, wo nicht jedes Dach gleich geeignet ist.“
Johann Hackl (Metalltechniker) erklärt: „Der Schmied überbrückt als Verbindungsglied alte Baustile mit modernen Elementen. Nur so ist die Revitalisierung von alten Bausubstanzen möglich.“
Ein wichtiger Nebeneffekt ist für Bernd Haintz, Innungsgeschäftsführer des Bauhandwerks, die Belebung nicht nur von Bauten, sondern von Fähigkeiten und Kenntnissen, die verlorenzugehen drohen, immerhin bildet die Baubranche eine große Zahl an Lehrlingen aus. Was an Wissen nicht mehr weitergegeben wird, ist auch für künftige Generationen verloren.
Die Plattform „Wir beleben unser Land“ dient nicht nur als Ideengeberin für den Erhalt alter Gebäude und die Verbesserung der Wohn- und Lebensräume, sie gibt auch wertvolle Informationen über sämtliche Förderungen, die für Bau-, Sanierungs- oder Revitalisierungsvorhaben lukriert werden können.
(c) wirbeleben.at, (c) Anna Beer
Holzbau ist Klimaschutz – Oskar Beer.
Beim Holz gibt es entlang der Wertschöpfungskette keinen Abfall. Kreislaufwirtschaft, Recycling und Re-Use sind bei diesem Werkstoff möglich wie bei keinem anderen. Und Wald gibt es in Österreich zur Genüge.
Holz als Baustoff liegt im Trend. Weil Klimaschutz in Zukunft gerade beim Bauen wichtig sein wird, setzen immer mehr Bauherren auf diesen Werkstoff. Aus guten Gründen: Zunächst gibt es entlang der Wertschöpfungskette keinen Abfall, die Nebenprodukte der Sägeindustrie werden als Platten und Papier verarbeitet, am Ende der Nutzungskaskade kann das Produkt thermisch verwertet und zur Gewinnung von Energie und Wärme genutzt werden. Der Baum und später das Holzhaus speichern CO2 aus der Atmosphäre. Mit einem Waldanteil von mehr als 60 Prozent und dadurch mit ausreichend Ressourcen an Holz, Wasser und Kulturlandschaft ausgestattet, ist die Steiermark hervorragend für die Zukunft gerüstet, ist der Zimmermeister Oskar Beer überzeugt. „Dieses Potenzial des nachwachsenden Rohstoffes müssen wir nutzen. Wir zeigen damit vor, wie wir mit unserer Kreislaufwirtschaft aktiven Klimaschutz betreiben. Es ist höchste Zeit, dass wir aus unseren Abhängigkeiten von Gas, Kohle und Öl rausgehen – Holz ist aktiver Klimaschutz.“
Holzbau ist zudem flexibel. Gerade bei anstehenden Thematiken wie der Verdichtung lässt sich mit dem Baustoff schnell reagieren und bauen. Für alle Beteiligten inklusive der Nachbarn bedeutet das kürzere Bauzeiten und somit auch eine geringere Beeinträchtigung der Lebensqualität. „Mit einer guten Planung lässt sich auch mit kleineren Budgets vieles bewerkstelligen“, betont Oskar Beer. Der Baustoff ist mittlerweile so ausgereift, dass auch große Spannweiten bis sechs Metern möglich sind, doch auch hier braucht es eine fachgerechte Planung, nicht zuletzt um der Statik willen. Das ist besonders wichtig im Bereich der Nachverdichtung im städtischen Bereich, wo es etwa gilt, bei statisch ausgereizten Gebäuden die optimale Dimension für Aufbaukonstruktionen zu erreichen.
Auch im Einfamilienhausbereich kann Holz viel leisten: Weil mit den verschärften Kreditbedingungen und den gestiegenen Zinsen das Einfamilienhaus für viele nicht mehr leistbar ist, setzen bereits jetzt Familien auf „Generationenwohnen“: Mit Holz lässt sich im Einzelhausbereich relativ unproblematisch ein weiteres Geschoß aufsetzen, mit eigenem Eingang und der Ausrichtung in unterschiedliche Himmelsrichtungen wären völlig abgetrennte Wohneinheiten möglich, sagt Oskar Beer. Eine Win-Win-Situation, ergänzt er: Familien können ein unterstützendes Miteinander leben, räumlich sind die Wohneinheiten jedoch so angeordnet, dass eine klare räumliche Trennung gegeben ist. Auch ästhetisch lässt sich mit Holz gut arbeiten: Mit Brettsperrholz sind auch auskragende Elemente möglich, etwa überdachte Terrassen im oberen Geschoß. Moderne Verbindungstechniken beseitigen auch das Problem der Schallübertragung, das dem Holz als Baustoff lange Zeit nachhing.
Die vergangenen Monate zeigen einen klaren Trend auf: Während sich bei den Holzbaumeistern die Anfragen für Neubauten halbierten, haben sich die für Wohnraumerweiterung und Aufstockung verdoppelt. Auch im Sinne des Klimaschutzes sei dies eine gute Entwicklung, betont Oskar Beer: Mit Wohnraumerweiterung erspart man sich Grundkauf, Erschließungs- und Anschlusskosten und letztlich auch eine neue Versiegelung. Bei der Wohnraumerweiterung lässt sich zudem das Heizsystem kostengünstiger modernisieren und für die zweite Wohnung erweitern. A propos klimagerechtes Bauen: Hier zeigt sich laut Oskar Beer auch eine Tendenz zurück zum Satteldach, nicht zuletzt, damit Niederschlagswasser besser abfließen kann. Insgesamt freut er sich über die Entwicklung in den vergangenen Jahren, die Holz zum Klimaschutz-Baustoff avancieren ließ. „In den Köpfen der Bauherren ist schon verankert, dass es sich dabei um einen modernen Werkstoff handelt, mit dem Passivhausstandard möglich ist.“